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Akuter Notfall, aufwendige Operation, hochspezialisierte Behandlungen – Krankenhäuser leisten in unserer Gesundheitsversorgung einen wesentlichen Beitrag.

Allerdings ist die Lage der stationären Versorgung aktuell angespannt. Fehlendes Personal, steigende Kosten und unzukömmliche Investitionen lassen Krankenhäuser finanziell und personell kämpfen. Das wirkt sich die Behandlungsqualität aus und bedroht teils ganze Standorte. Betroffen sind vor allem kleinere Häuser, die sich überwiegend im ländlichen Raum befinden.

Hinweise auf mögliche Ursachen geben Vergleiche mit der Krankenhausversorgung in anderen Ländern der Welt.

Im europäischen Vergleich investiert Deutschland am meisten in sein Gesundheitssystem1  welches in der Folge zu den besten der Welt2  gehört. Rund ein Viertel der gesamten Gesundheitsausgaben und fast ein Drittel der Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung fließen jedes Jahr in die Krankenhausversorgung3 . Davon profitieren knapp 17 Millionen behandelten Patientinnen und Patienten4 .

 

  • 7 Tage5  verweilen Patientinnen und Patienten in Deutschland ungefähr im Krankenhaus – im weltweiten Vergleich6  dauern Krankenhausaufenthalte bei uns damit relativ lang
  • fast 8 Krankenhausbetten pro 1.000 Einwohnenden7  stehen in Deutschland dafür zur Verfügung – in der Europäischen Union ist Deutschland damit führend
  • viele Betten erzeugen ökonomischen Druck8, diese zu belegen
  • vor allem Pflegebedürftige und chronisch kranke Menschen liegen in Deutschland zu häufig und zu lange im Krankenhaus9  
  • wo ambulante Versorgungsstrukturen fehlen oder ungenutzt bleiben, verlagern sich Behandlungen in den stationären Bereich
  • Anstieg der Kurzliegenden10  (1 bis 3 Tage)
  • medizinischer Fortschritt (z. B. bei Operationen) trägt ebenfalls zu sinkenden Verweildauern11  bei

Personalsituation

  • Deutschland verfügt im internationalen Vergleich12 über viele Pflegefachpersonen, Ärztinnen und Ärzte:
    • rund 421.30013 berufstätige Ärzte deutschlandweit
    • rund 1,7 Millionen14 Pflegekräfte deutschlandweit: davon 515.00015 in Krankenhäusern
    • die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte als auch der Pflegekräfte je 1.000 Einwohner liegt in Deutschland über dem OECD-Durchschnitt15a
  • über 207.00016 Ärztinnen und Ärzte sind hauptamtlich im Ärztlichen Dienst der Krankenhäuser in Deutschland
  • im Vergleich17 zu anderen Ländern bewegt sich Deutschland damit in der stationären Versorgung im Mittelfeld und bezogen auf die Fallzahlen sogar im unteren Bereich
  • zwar steigt die Anzahl an Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräfte im Krankenhaus kontinuierlich, der Fachkräftemangel nimmt aber weiter zu
  • laut Prognosen wird der ärztliche Nachbesetzungsbedarf in Krankenhäusern18 bis zum Jahr 2040 genauso steigen wie der von Pflegekräften19,20

Ursachen sind: 

  • der weiter steigende Anteil älterer Menschen21 infolge einer stetig besser werdenden medizinischen Versorgung
  • limitierte Studienplätze22 – dadurch in den vergangenen Jahren zu wenige Ärztinnen und Ärzte ausgebildete
  • demografischer Wandel in der Ärzteschaft – in den kommenden Jahren gehen sowohl in den Praxen als auch in den Kliniken viele in den Ruhestand23
  • Praxisschließungen und fehlende Ambulantisierung führen zu steigenden Fallzahlen im stationären Bereich
  • Delegation und Substitution ärztlicher Leistungen in Deutschland bislang wenig fortgeschritten24
  • Krankenhausplanung ist bisher zu wenig nach Qualität ausgerichtet
  • Kapazitäten sind nicht überall an Behandlungsbedarfe angepasst

Infokasten

Infokasten

Konträr zur demografischen Entwicklung ist die Krankenhausversorgung in Deutschland stark auf operative, also schneidende Fächer25 ausgerichtet. Fachrichtungen wie Neurologie, Geriatrie haben hingegen Nachholbedarf.

In deutschen Kliniken versorgen die Ärztinnen und Ärzte zweieinhalbmal mehr Fälle wie ärztliches Personal in Dänemark. Das Pflegefachpersonal kümmert sich hier um fast dreimal mehr Fälle26 als pflegefachliches Personal in Norwegen. Doch neben dem deutlich höheren Arbeitsaufwand im Vergleich zu den skandinavischen Ländern, den Niederlanden oder der Schweiz, wird dort außerdem die Arbeitsumgebung27 besser bewertet.

Obwohl Deutschland im internationalen Vergleich also überdurchschnittlich viel medizinisches wie pflegefachliches Personal pro Einwohner besitzt, stehen im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern28 in den deutschen Krankenhäusern sehr wenige Ärztinnen und Ärzte wie auch Pflegepersonal für die Fallbehandlungen zur Verfügung.

Das liegt an den viele Menschen, die in Deutschland in den Krankenhäusern versorgt werden, obwohl das bei etwa 20 %29 nicht sein müsste.

Wirtschaftliche Lage

Zum Jahresende 2023 war die aktuelle wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser in Deutschland insgesamt so kritisch wie noch nie30. Über drei Viertel der Krankenhäuser beurteilten diese als eher unbefriedigend. Darunter insbesondere kleinere Kliniken mit bis zu 299 Betten und großen Krankenhäusern ab 600 Betten.

Im Krankenhaus Rating Report 2023 zeigte sich schon für das Jahr 2021 eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage deutscher Krankenhäuser:

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft verzeichnete im Jahr 2023 fast 40 Insolvenzen32. Im Jahr 2024 
könnte sich diese Zahl wegen steigenden Personalkosten prognostisch annähernd verdoppeln.